Theaterschiff “Batavia” in Wedel spielt französische Kult-Komödie
Jede Planke, jede Schraube dieses Schiffes könnte eine Geschichte erzählen. Die Batavia im Wedeler Hafen war nicht immer Restaurant und Theater. Im Jahre 1892 in Stettin erbaut war sie bis nach dem 1. Weltkrieg als Kanonenboot für die Kaiserliche Marine in China unterwegs. Erst 1943 erreichte sie Hamburg und wurde sogleich von einer Fliegerbombe versenkt. In den 50′er Jahren wurde sie wieder gehoben und zuerst als Ruderclub, später dann zum Theater umgebaut.
Oben auf dem Schiff zaubert die Kombüse allerhand leckere Speisen auf den Tisch, von Gummihacke bis Batavia-Semmel ist alles dabei. Außerdem gibt es eine Menge exotischer Biere zu entdecken. Achtern führen dann zwei steile Leitern in den ehemaligen Maschinenraum des Schiffes, welcher in den 70′er Jahren zu einem eleganten Theater umfunktioniert wurde. Ungefähr 70 Zuschauer finden dort auf roten samtbezogenen Sitzen Platz - ein Geschenk der Staatsoper.
Außergewöhnlich ist nicht nur das Interieur, sondern auch der Spielplan: Komödien, Tragödien, Kindertheater, Gastspiele, Jazz, Kabarett und Autorenlesungen unter einem Dach, das ist selten. Aktuell läuft u.a. ein französischer Kultklassiker: “Dinner für Spinner” (Le Diner de cons). Die Story ist folgende:
Pierre Brochant macht sich mit seinen Freunden regelmäßig den Spaß einen Spinner zum Essen einzuladen um sich dann über ihn und seine wunderlichen Vorlieben lustig zu machen. Und an diesem Tag soll es Francois Pignon treffen - einen Finanzbeamten dessen einzige große Leidenschaft im Bau von Streichholzmodellen besteht. Doch Pierre geht es an diesem Abend nicht gut und so muss er zu Hause blieben und den Abend mit dem Spinner verbringen, dem er nicht mehr rechtzeitig absagen konnte. Doch so harmlos dieser Mann anfangs noch erscheint, um so größer entpuppt sich bald sein Talent Chaos in das Leben von Pierre zu bringen. In einem atemberaubenden Finale schließlich… - aber das schaust du dir besser selbst an!
Ich war sowohl vom Ambiete des Schiffes als auch von der Qualität der Inszenierung ziemlich beeindruckt. Die Schauspieler des Batavia haben den fast unmöglichen Spagat geschafft die Komödie lebendig, charmant und mit tollen Characteren darzustellen, dabei ungemein unterhaltsam zu sein ohne aber in die Bereiche des billigen Klamauk abzurutschen. Bravo!
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