Darf die Kiezkultur der öffentlichen Sicherheit geopfert werden?

Glasflaschen und Betrunkene sollen nach dem Willen der Hamburger Regierenden bald nicht mehr zum Bild von St. Pauli gehören. Um die Sicherheit auf dem Kiez zu verbessern hat der Senat diese Woche einen ganzen Massnahmenkatalog beschlossen, der bereits am dem 1. Januar 2008 in Kraft tritt.

Ansich ein ehrenwertes Ziel, doch die Härte der Vorschriften erschreckt dann doch. Hier ein Auszug aus den Regelungen, wie sie diese Woche im Hamburger Abendblatt abgedruckt waren (Link zum Online-Artikel hier):

  • an Feiertagen sowie generell von Donnerstag bis Sonntag darf in Tankstellen, Kiosken und Läden von 23 bis 6 Uhr kein Alkohol verkauft werden
  • das Mitführen von Alkohol ist verboten (!)
  • Kioske, Tankstellen und Geschäften ist es untersagt, Glasflaschen zu verkaufen
  • Müllsünder und Heckenpinkler werden hart bestraft
  • ab 22 Uhr werden die Eingänge zu S- und U-Bahn kontrolliert, Jugendliche unter 18 Jahren nach Hause geschickt oder dem Jugendnotdienst übergeben
  • schon ab dem 11. Dezember: Trageverbot für Messer, Knüppel, “Waffen und gefährliche Gegenstände”, Zuwiderhandlung wird mit Strafen bis 10.000 EUR geahndet

Einige Massnahmen finde ich gut, ein paar Sachen gehen aber viel zu weit. Denn gehört es nicht zur Kiezkultur, an warmen Sommerabenden mit einer Bierflasche in der Hand auf dem Spielbudenplatz oder am Elbhang zu sitzen? Und wie sollen Jugendliche unter 18 zu ihren Konzerten oder Parties im Docks oder Grünspan kommen, wenn sie schon am Ausgang der Bahnstation wieder nach Hause geschickt werden? Als ob es der Kiez nicht schon schwer genug hätte kommt ab Januar zusätzlich auch noch das absolute Rauchverbot in Clubs und Gaststätten dazu.

Die Herren vom Senat sind wahrscheinlich selbst seit Jahrzehnten nicht mehr über den Kiez gezogen und werden sich nach der Ratssitzung selbstgefällig mit Prosecco zugeprostet und sich zu dem Gewinn an Sicherheit gratuliert haben. Sicherlich in der Absicht dem Tourismus in Hamburgs wildestem Stadtteil einen Schub zu geben. Doch das Gegenteil könnte der Fall sein.

Denn so werden Gäste der Hansestadt bald genau den besonderen Kick von St. Pauli vermissen, diese expolosive Mischung aus überschwänglicher Stimmung, alkoholseliger Vergnügung, den Kontrast verschiedenster Menschentypen und dem Gefühl, dass die “Grosse Freiheit” in diesem Stadtteil mehr ist als die Bezeichnung auf einem Strassenschild.

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