Ja ich bin ein Kultur-Junkie und Hamburg ist für mich wie eine große Spielwiese. Poetry Slams, Kurzfilme, kleine Clubkonzerte – das alles weiß ich zu schätzen, nur meine Freunde teilen leider viele dieser Leidenschaften nicht. Doch gibt es nicht im Internet zu jedem Problem eine Lösung, vielleicht findet sich ja da jemand der ebenso gern unterwegs ist, vielleicht entdeckt man etwas neues, lernt interessante Leute aus seinem Stadtteil kennen… So dachte ich vor einiger Zeit als ich mich bei new-in-town.de anmeldete.
Die Seite wirkt auf den ersten Blick sehr altbacken, auch auf den zweiten – aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen das hier wie wild kommuniziert wird. Hat man sich ersteinmal angemeldet wird man mit möglichen von Freizeitmöglichkeiten nur so überhäuft. Bine73 sucht jemanden der Montag mit zum Kaiser Chiefs Konzert in den Stadtpark kommt, Saidli lädt ein zu einer “Zeitreise bei Met und Odin Trunk” und LionsDarling sucht nach Leuten für einen “Flott-Sonnig Miteinander-Sonntag”. Die Anzeigen klingen teilweise stark nach Datingbörsen-Jargon, aber vielleicht täuscht das ja; ich wage den Selbstversuch.
Das erste Treffen endet mit Randalen
Sonntag Nachmittag in Eimsbüttel, ich treffe mich mit 3 Männern und einer Frau zu auf ein Bier im Garten von Café Strauss. Man tauscht Lebensgeschichten aus und viele Informationen an die man sich später nicht mehr erinnen wird. Neben mir sitzt ein Abenteurer der von Segelturns, Camping und Australien erzählt, wir verstehen uns ziemlich gut. Auf der anderen Seite des Tisches dreht sich das Gespräch eher um Job, Steuer und Autos. Die einzige Frau in der Runde fühlt sich sichtlich unwohl, zumal ihr Sitznachbar allzu offensichtlich die Annäherung sucht und schon das eine oder andere Hefeweizen auf dem Zettel stehen hat. Es wird trotzdem ein netter Abend, später fahren wir noch runter an die Elbe und gehen in den Golden Pudel Club. Der alte Punk-Club ist nicht jedermanns Sache und der vorher schon stark alkoholisierte Mitstreiter dreht hier vollends durch, bepöbelt Leute und haut am Ende einem die Brille von der Nase. Ist jedes New-In-Town-Treffen so? Mit ambivalenten Eindrücken gehe ich nach Hause.
Poetry Slam im Molotow
Jeden letzten Dienstag im Monat präsentieren sich Dichter auf der kleinen Bühne des Molotow auf der Reeperbahn um das Publikum mit ihren Gedichten oder Erzählungen zum Lachen und Nachdenken zu bringen. Ich bin sowieso fast immer dort und setze eine Anzeige bei New-In-Town rein, kurz mit allen Infos und tschakk… Binnen weniger Stunden 4 Antworten, allesamt von Mädels die schon immer mal Dichtkunst erleben wollten. Ich verabrede mich mit den vieren eine halbe Stunde vor der Veranstaltung im Sommersalon nur wenige Schritte vom Ort des Geschehens entfernt. Gegen Mittag bekomme ich eine SMS, Sabine muss leider länger arbeiten und schafft es nicht, naja – das kenne ich zu gut. Kann passieren. Als ich gerade von der Arbeit nach Hause fahre die nächste SMS, Anja fühlt sich nicht so gut und bleibt heute besser zu Hause. Auch schon erlebt. Pünktlich zum Termin bin ich am Treffpunkt aber keiner da. Ungefähr 10 Minuten nach dem Termin noch eine SMS mit Absage, warum die 4. Mitstreiterin sich gar nicht mehr meldet, ein Mysterium. Ich habe einen tollen Abend im Molotow – allein.
Revolver Club im Grünen Jäger
Um einmal richtig gut abzutanzen gibt einige fantastische Veranstaltungen, der Revolver Club im Grünen Jäger ist sicherlich eine der besten. Es gibt gute Indie-Musik und das Publikum ist nicht so abgehoben wie in manch anderen Club. Bei New-In-Town finde ich eine Anzeige für genau diese Veranstaltung und schon kurze Zeit später stehe ich am Schulterblatt vor der roten Flora und lerne 3 sehr nette Jungs kennen. Wir trinken zusammen ein paar Bier und lachen viel. Hinter dem Grünen Jäger sitzen wir zuerst in ein paar alten Wohnwagen und diskutieren über Jobs, Go-Karts und natürlich die Frauen. Später geht es auf die Tanzfläche, einer hat noch eine Freundin hergelockt und zusammen rocken wir den Laden. Sehr nett. In den Wochen danach habe ich nochmal versucht die Jungs zu Kino zu überreden, bzw. mit zum Stadtparksee zu kommen, doch keiner hatte Zeit und so ist der Kontakt wieder verloren gegangen.
Fazit
Ich habe noch ein paar Leute mehr getroffen, aber oft war es ähnlich. Es gibt richtig nette Leute bei NIT, die Spaß haben zu reden; es gibt den Typus “ich muss was unternehmen, egal was” und es gibt sehr sehr viele Frauen mit gebrochenem Herzen die eine beste Freundin oder einfach jemandem zum zuhören suchen. Alle werden irgendwie fündig aber ich zweifle dass diese Kontakte für die Ewigkeit gemacht sind. Für Neuankömmlinge in der Stadt bietet NIT aber eine ziemlich gute Möglichkeit die Stadt zu entdecken und erste Kontakte zu knüpfen.
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2 Kommentare
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Oktober 19th, 2007 at 15:24
Das auch längerfristige Bindungen durch new-in-town entstehen können, zeigt zum Glück das User-Feedback. Aktuelles zu new-in-town gibt es übrigens im new-in-town-Blog.
Oktober 19th, 2007 at 16:47
Das ist sicher richtig, trotz durchwachsener Erfahrungen mit New-In-Town habe ich ja auch ein paar sehr gute Freunde dort gefunden.
Und mal ehrlich – wenn man im Internet nach Mitstreitern für irgendeine Aktivität sucht gibt es kaum Alternativen. Im Süddeutschen Raum ist http://www.lokalisten.de sehr beliebt, aber in Norddeutschland kennt die fast keiner. Und auch wenn die New-In-Town Seite im Vergleich zur schicken Lokalisten-Page wie aus der Internet-Steinzeit aussieht, sie funktioniert einfach sehr gut.