Heilige Berge, grüne Schluchten, Seen aus Salz, Westernstädte und Untergrundmenschen – auch die 3. Etappe meiner Australienreise hielt so einige Überraschungen bereit.
In der Kühle des Morgens startet meine Gruppe von Alice Springs aus in Richtung Süden. Man hatte uns gewarnt, die Fliegen würden uns auf diesem Trip das Leben schwer machen und vorsorglich hatte ich mir im Supermarkt ein Netz besorgt. Eine gute Idee wie sich herausstellen sollte. Denn schon am ersten Stopp, dem King’s Canyon sind sie da. Die Luft ist glühend heiss und trocken, kein Schatten weit und breit. Mit ausreichend Wasser in den Flaschen starten wir den Aufstieg am (nicht zu Unrecht so genannten) Heart Attack Hill. Der Canyon hat bis zu 300m hohe Wände aus rotem, gelbem und weissem Sandstein; einige sehr seltene Pflanzen wachsen dort und es gibt mehr Tiere als man vermuten würde. Schlangen sehe ich nicht, dafür farbige Geckos. Und ein großes Känguru welches mit Riesensprüngen scheinbar mühelos einen steilen Abhang bezwingt.
Als “Stupid o’clock” bezeichnet der Guide die Uhrzeit, zu der wir am nächsten Morgen geweckt werden, es ist mitten in der Nacht und wir sind nicht mehr weit vom Uluru entfernt. Nein – es ist kein Fototrick für schönere Touristen-Postkarten: Der Berg leuchtet mit dem ersten Sonnenstrahl wirklich in einem intensive, satten Rotbraun. Für die Ureinwohner ist es ein heiliger Ort und auch als Besucher wird man von einer gewissen Magie eingefangen. Ausserirdisch sieht der Felsen aus der Nähe betrachtet aus, er ist vollkommen übersät mit schroffen Narben und Löchern. Felszeichnungen erzählen Geschichten von rituellen Festen, zeigen Szenen der Jagd und Handlungen aus einer Zeit als Mensch und Natur noch eng verbunden waren.
Gleich in Sichtweite des Uluru gibt die Kata Tjuta, eine Gruppe von 36 Inselbergen die nicht minder spektakulär sind. Es gibt nur einen einzigen Pfad durch das “Tal der Winde” der zu den Felsen führt. Unterirdisch sind sie mit dem Uluru verbunden und überragen ihn in der Höhe um fast 200 Meter.
Auf unserem weiteren Weg überqueren wir die Grenze zu Südaustralien und erreichen Coober Pedy – eine aussergewöhnliche Stadt. Denn hier werden 80% aller Opale der Welt gefördert, Glücksritter aus allen Landen suchen hier auf unterschiedlich großen Parzellen ihr Glück. Nicht umsonst wurden in den 90′er Jahren Aussenaufnahmen des Science-Fiction-Films “Pitch Black” dort gedreht, denn es sieht aus wie auf einem Wüstenplaneten. So heiss ist es, dass die Leute ihre Wohnungen in alte Minen verlegt haben. Oder sich ihre Wohnung in die Hügel der Stadt graben, sogar die Kirche ist auf diese Weise entstanden. Schilder weissen darauf hin, keinen Sprengstoff und keine Patronen mit ins örtliche Kino zu nehmen – eine ernst gemeinte Warnung, denn fast jedes Gebäude hier ist schon mindestens einmal in die Luft geflogen. Der Umgang mit Sprengstoff ist hier alltäglich, es gibt sogar “Family Blasting Days”, an denen sich Leute mit ihren Kindern zum BBQ treffen und dann gemeinsam irgend ein altes oder hässliches Gebäude in die Luft sprengen.
Weiter geht unsere Fahrt. Die Vegetation nimmt wieder zu und entlang des Highways passieren wir nun riesige Salzseen, die sich oft bis an den Horizont erstrecken. Das Nachtlager ist eine alte Mühle in Quorn, einer kleinen Stadt in den “Flinders Ranges”, einer Gebirgskette die sich auf fast 500km bis zur Südküste des Kontinents erstreckt. Quorn musste schon als Kulisse für so manchen Westernfilm herhalten, denn hier sind viele Gebäude aus den Gründertagen erhalten geblieben.
Von dort aus kann man zu Wanderungen die Berge starten, zum Beispiel zum Wilpena Pound – quasi ein natürliches, überdimensionales Amphitheater in dem in der Gründerzeit hunderttausende Schafe getrieben wurden. Da es nur einen Weg aus dem Talkessel gab, waren Zäune überflüssig. Oder zum Warren Gorge – mit ein bißchen Glück laufen einem dort ein paar Emus über den Weg und eine spezielle Art von Rock Wallabies kann bei waghalsigen Sprüngen in den steilen Felsen beobachtet werden.
Mit Adelaide erreichen wir die erste “große” Stadt seit Wochen und checken im YHA ein. Die Stadt bietet viele Möglichkeiten, angefangen vom tollen Kulturleben, einer ausgeprägten Pub- und Musikszene, den Stränden am Stadtrand, guten Museen und einer Infrastruktur die besser nicht sein könnte. Fahrräder kann man kostenlos ausleihen, außerdem gibt es eine kostenlose Bus-Loop um die Stadt und eine ebenso kostenlose Tram-Linie mittendurch. Sehr empfehlen kann ich einen Besuch in der Art Gallery of South Australia , dem botanischen Garten, der Universität und Chinatown.
In Teil 4 meines Reiseberichts begebe ich mich auf den Weg von Adelaide nach Sydney. Er führt mich entlang der Great Ocean Road, auf den höchsten Berggipfel des Kontinents und in das Parlament von Canberra.