Bei fischmarkt.de gab es vor zwei Tagen einen interessanten Artikel “Warum Google mir Angst macht. Ein subjektiver Blick”. Die Angst des Autors vor dem “bösen Megakonzern” teile ich nicht. Irgendwie ist es in letzter Zeit immer die selbe Leier wenn das Gespräch auf Google kommt. Vom “allmächtigen Datenkraken”, der “Stasi 2.0″ und der Furcht, diese Internetfirma könnte unser ganzes Leben überwachen ist dann schnell die Rede.
Diese Woche hat dieses Thema mit der Vorstellung von Buzz – Googles Alternative zu Facebook und Twitter – reichlich neuen Zündstoff bekommen. Einerseits ist jeder glücklich, einfach mal einen Link, ein Youtube-Video oder seine Urlaubsfotos mit ein paar Freunden teilen zu können, auf der anderen Seite ist die Angst, dass solche oft sensiblen Daten in die falschen Hände geraten könnten.
Was macht dann Google falsch? Eigentlich sehr wenig. Denn im Gegensatz zu Facebook oder MySpace wo man oft nicht sicher ist welche Informationen man veröffentlicht, hat Google mit seinem Dashboard eine Einrichtung geschaffen wo jeder leicht überprüfen kann was Google alles speichert. OK, viele kennen diese Seite nicht und sicherlich wären die meisten überrascht dort zu sehen, dass Google dort über Monate alle Suchanfragen gespeichert hat. Aber gefährlich… ?
Anders sieht das schon mit den persönlichen Bildern bei Picasa aus, den Informationen im Google Kalender oder dem aktuellen Aufenthaltsort aus, den man bei Lattitude seinen Freunden preis geben kann – alles zu Google gehörende Seiten. Ja, durch Kombination aller dieser Daten könnte man einen Menschen überwachen, ausspionieren oder kompromitieren. Google hätte wenig Grund dazu, eher schon die amerikanischen Geheimdienste die Google, aber auch jedes andere amerikanische Unternehmen – zur Herausgabe von Daten veranlassen könnten.
Aber: Wenn es um das Speichern sensibler Daten geht, ist Google sicherlich vertrauenswürdiger als irgendein kleines mittelständisches Unternehmen was sich nicht so im Fokus der Öffentlichkeit bewegt und sich vielleicht keinen eigenen Sicherheitsspezialisten zur Absicherung seiner Server leisten kann. Es wäre naiv zu glauben, ein Hacker könnte in einen Google-Server einbrechen und sich auf einen Schlag persönliche Daten von Millionen Menschen herunterladen. Mag Google auch sehr viele Dienste unter einem Login verfügbar machen, die Daten der einzelnen Anwendungen zu stehlen und sinnvoll zu korrelieren dürfte schon allein aus technischen Gründen nicht möglich sein.
So ist alles was man Google vorwerfen kann, seine schiere Größe. Normalerweise ist eine Monopolstellung schlecht für den Wettbewerb und erhöht den Preis für den Kunden. Schwierig zu sagen ob dieses Paradigma auch für eine Firma gilt, die fast alle ihre Dienste kostenlos anbietet und sich größtenteils durch Werbung finanziert. Insgesamt gibt es meines Erachtens wenig Grund, Google’s Grundsatz “Don’t be evil” in Frage gestellt zu sehen.
Vielmehr braucht es eine Grundsatzdiskussion, denn über kurz oder lang werden wohl alle Daten nicht mehr auf dem heimischen Rechner, sondern irgendwo auf einem Server gespeichert sein – das notwendige Buzzword dazu heißt Cloud Computing. Nicht nur technisch, sondern auch juristisch muss geklärt werden, wie sie Sicherheit von Daten in der Cloud sichergestellt werden kann. Und nicht zuletzt liegt es an den Usern, nur so wenig Daten wie möglich publik zu machen. Meine Meinung: Google ist nur Teil des Problem, nicht das Problem selbst.
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Februar 14th, 2010 at 15:40
Sehr schön geschrieben. Ich teile meine Meinung in den meisten Fällen mit dir. Ich habe auch keine Angst vor Google (ohh^^)
März 7th, 2010 at 21:05
[...] More here: Warum Google mir keine Angst macht [...]