Sechs Wochen nach der Explosion der Ölplattform “Deepwater Horizon” sprudelt weiter Öl aus dem Bohrloch in 1500 Metern Tiefe. Alle Bemühungen das Leck zu versiegeln sind bisher gescheitert. Katastrophale Folgen hat das nicht nur für das sensible Ökosystem am Golf von Mexiko. Der Bundesstaat Louisiana, im Jahre 2005 schon durch eine andere verheerende Katastrophe – den Hurrikan Katarina – großflächig verwüstet, bangt um seine Fischindustrie und erwartet langfristig ein Ausbleiben von Touristen in den Küstenstädten.
Ganz klar, BP muss hier zur Verantwortung gezogen werden. Doch wie sühnt man am besten eine Katastrophe dieser Dimension. Die Newsweek hat ihre Leser gefragt und einige spannende und überraschende Vorschläge erhalten. Hier eine kleine Übersicht:
1. Weg vom Öl
Die Ölkatastrophe versetzt den US-Senat in die Lage, politischen Druck auf BP auszuüben. In Konsequnz könnte eine der Forderungen lauten, dass BP einen Teil seiner Gewinne direkt in die Erforschung und Nutzung regenerativer Energien investieren muss. Die könnte zu einem Technologiesprung beim Thema Wasserstoff-Antrieb oder der Nutzung solarer Energie führen und BP selbst helfen, sich einerseits wieder ein positives Image zu verpassen, außerdem langfristig die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren. Eine Win-Win-Situation für alle Seiten.
2. Chance zum Umdenken
Wäre die Katastrophe nicht eine gute Chance für eine neue Umweltbewegung? Den Menschen zu verdeutlichen wie wertvoll jedem einzelnen von ihnen der Erhalt der Umwelt ist? Präsident Obama könnte keinen besseren Zeitpunkt finden, einen Wechsel in der Umweltpolitik zu propagieren, Ressourcen für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu mobilisieren, Umwelttechnologien zu fördern und Benzin in einem Maße zu besteuern, welches den Kauf hubraumstarker SUVs unattraktiv erscheinen lässt. Es könnte eine Welle von Veränderungen hervorrufen, allerdings auch eine Welle des Unmuts. Zweifelhaft ob die Politik solch ein Risiko einzugehen gewillt ist. Das tolle an dieser Lösung: Nicht nur PB, alle Mineralölkonzerne wären gezwungen, dem Verbraucherwillen durch Reduktion der Ölförderung und Erschliessung neuer Geschäftsfelder gerecht zu werden.
3. Der “Freakonomics”-Ansatz
Der dritte Ansatz versucht die Idee der Pawlowschen Reflexe auf die Wirtschaft zu übertragen, heißt: umsichtiges, nachhaltiges Handeln wird belohnt, Fehler führen jedoch zu harten Sanktionen und Konventionalstrafen. Denkbar wäre beispielsweise die Festsetzung einer Strafsteuer für jedes Barrel in die Umwelt freigesetztes Öl. Dagegen könnte ein Einsatz für die Umwelt und eine geringe Zahl von Störfällen zu einer Reduktion des Steuersatzes führen, die Mineralölfirmen hätten dann einen handfesten wirtschaftlichen Grund vorzuweisen, um negative Effekte für die Ökologie schon im Vorfeld zu verhindern.
4. Der Quentin Tarantino-Ansatz
Vielleicht der naheliegendste, wenn auch am wenigsten zielführende Ansatz: Die Verantwortlichen physisch bestrafen, etwa ihnen mit jedem getöteten Fisch einmal auf den Kopf hauen. Oder zur Mitarbeit bei der Reinigung ölverklebter Vögel zwingen. Hier fallen jedem bestimmt dutzende Möglichkeiten ein. Vermutlich wird jedoch kein einziger in der Führungsriege jemals sein blütenweisses Hemd mit einem Klumpen Rohöl besudeln.
Bei einem Mega-Konzern wie BP ist es schwierig mit dem Finger auf einen Verantwortlichen zu zeigen. Letztendlich zeigt der Fall auch ein kapitales Scheitern der Politik, welche es versäumt hat die Mineralölkonzerne durch Regularien zu mehr Umsicht zu zwingen. Das mag kein Zufall sein, Lobbyisten sind eine starke Macht in der US-amerikanischen Politik. Vielleicht um ihr eigenes Gesicht zu wahren, hat die US-Regierung heute eine Rechnung über 69 Millionen Dollar an BP geschickt. Angesichts eines Jahresumsatzes von 42 Milliarden Dollar geradezu lächerlich. Vermutlich zahlen die wirkliche Rechnung die amerikanischen Steuerzahler.
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Ein Kommentar
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Juni 7th, 2010 at 19:04
Seit die Bohrinsel des britischen Ölkonzern im Golf von Mexiko explodierte, verlor BP an der Börse rund 74 Milliarden Dollar an Wert etwa so viel, wie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen zusammengerechnet pro Jahr erwirtschaften. Ich hoffe die Konzernführung denkt mal darüber nach, was eine gescheite Technik im Gegensatz dazu gekostet hätte und lernt für die Zukunft. Auch die anderen sollen mal darüber nachdenken und endlich handeln.